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1. Das Deutsche Reich - S. 55

1905 - Berlin : Mittler
55 — Neben dem Bodenbau spielen unter den Erwerbsquellen b) die Viehzucht (besonders im Schwalmgrund) und c) die Forstwirtschaft eine wichtige Rolle. An Bodenschätzen ist die Landschaft arm. Außer Stahl- und Salzquellen (Oeynhausen, Lippspringe, Pyrmont) kommen nur noch die Stein- und Braunkohlenlager des Deister in Betracht. In den Steinkohlenbergwerken desselben sind etwa 2200 Arbeiter beschäftigt, die jährlich über Mill. Tonnen fördern. Sie sind für die Entwicklung der hannoverschen In- dustrie nicht ohne Bedeutung gewesen. Aber an Sand- und Kalksteinbrüchen ist der Deister reich; in ihnen finden rund 2000 Arbeiter Beschäftigung. Welche Stellung nimmt die Berglandschaft als Stätte des Gewerbes, des Handels und Verkehrs ein? a) Gewerbe. Infolge des Mangels an größeren Rohstoff - mengen wird die Industrie meist nur als Heimindustrie betrieben. Den wichtigsten Zweig der Heimindustrie bildet das Leinwand- gewerbe, und zwar in den Bezirken Fulda, Hersfeld und Kassel. In Bielefeld (62000), Herford und Umgegend hat die Leinenindustrie heute große wirtschaftliche Bedeutung; sie wird fast nur als Großindustrie betrieben. Daher sind in neuerer Zeit großartige Flachsspinnereien, Leinwand- und Damast- webereien und im Zusammenhange damit auch Bleich- anstalten und Wäschefabriken entstanden. Selbst die Seiden-, Samt- und Plüschweberei hat größeren Umfang angenommen. Auch die Eisenindustrie Bielefelds ist von großer Be- deutung; sie liefert Nähmaschinen, Fahrräder, Dampfmaschinen und Dampfkessel, was auf das Vorhandensein der nahen (wenn auch geringeren) Steinkohlen- und Eisenlager zurückzuführen ist. Die einzige Großstadt und gleichzeitig die gewerbreichste Stadt ist Kassel (106 000). Besonders großartig hat sich hierselbst die Eisenindustrie, nämlich Gießerei, Lokomo- tiven- und Maschinenbau entwickelt. Bekannt ist die große Maschinenfabrik von Henschel & Sohn. Daneben blühen Piano- forte-, Gold- und Silberwaren-, Porzellan- und Tonwaren- fabrikation. Auch als Eisenbahnknotenpunkt ist Kassel merkens- wert, da es in der Mitte der beiden Berglandschaften gelegen ist.

2. Das Deutsche Reich - S. 67

1905 - Berlin : Mittler
67 Spiritusbrennereien, sowie Spinnereien, Salinen, chemische Fabriken (S. Halle) sind die Hauptabnehmer. In Verbindung mit der Erzgewinnung steht die Maschinen- fabrikation. Besonders die braunschweigische genießt zum Teil Weltruf.*) Ursprünglich suchte sie nur die Bedürfnisse der aufblühenden Zucker- industrie, der Landwirtschaft, der Miihlenindustrie, des Bergbaues und der Eisenbahn zu befriedigen. Später entstanden Werke, die sich vorwiegend mit der Her- stellung moderner Gebrauchsgegenstände, wie Geldschränke und Nähmaschinen, befaßten. Die Gesamtzahl der im Braunschweigischen bestehenden Fabriken der Eisenindustrie beträgt rund 50, ihre Arbeiter- zahl 8000. Der Export findet nach allen Erdteilen statt. Den größten Eisen industriebezirk des Vorlandes bildet die Gegend von Peine in dem Dreieck Braunschweig — Hannover — Hildes heim. Die südlich von Peine gelegenen Erzlager haben die Ilseder Hochofenanlage und das Pein er Walzwerk ins Leben gerufen. Die Kohlen müssen allerdings aus Westfalen und dem Weserberglande bezogen werden. In den Walzwerken dieses Bezirks werden Band- und Stabeisen, Schienen, Schwellen usw. hergestellt. Die Fabrikation an Roheisen be- trägt 1/i Milliarde Kilogramm, die Zahl der Arbeiter in den Ilseder Gruben und Hütten 4200. Als ein Nebenprodukt gewinnt man beim Schmelzen des Eisens noch jährlich 60 000 t Phosphatmehl, ein sehr geschätztes Düngemittel. Hannover (209 000) ist in neuerer Zeit infolge Ein- gemeindung verschiedener Vororte mit der Fabrikstadt Linden zu einem bedeutenden Industriezentrum geworden. Be- sonders beachtenswert ist die Eisen- und Textilindustrie, die Bierbrauerei und Geschäftsbücherfabrikation. Östlich von Hannover befindet sich der Mittelpunkt der Zementfabrikation. Sie beschäftigt 2000 Menschen, und die jährliche Produktion beträgt 4 Mill. Faß. In der Nähe liegt ferner eine Gummikammfabrik mit 1400 und die »Hannoversche Holzbearbeitungs- und Waggon- fabrik« mit 600 Arbeitern. Südlich von derselben Stadt (in Döhren) befindet sich *) Die zu den leistungsfähigsten Firmen der braunschweigischen Maschinenindustrie zählende Firma von G. Luther hat die Katarakten- regulierung an der unteren Donau (eisernes Tor) ausgeführt. In wenigen Jahren mußten 1 750 000 cbm härtesten Gesteins gesprengt und fort- geschafft werden. 5*

3. Das Deutsche Reich - S. 70

1905 - Berlin : Mittler
— 70 — 3. des sächsischen Berglandes. Es bildet die weitere nördliche Abdachung und beherbergt weder Kohlen noch Erze. Dagegen trägt es auf seiner flachwelligen Oberfläche teilweise sehr fruchtbaren Lößboden, während das allmählich zur Ebene abfallende Hügelland vielfach mit älteren und jüngeren Ablagerungen bedeckt ist. Womit beschäftigen sich die Bewohner des Erzgebirges? 1. Mit Bergbau auf Erze und Kohlen. a) Silber. Die Mengen des gewonnenen Erzes, besonders des Silbers, sind ganz beträchtlich. Das Erzgebirge steht sogar in dieser Hinsicht in Europa an erster Stelle. Man unterscheidet besonders zwei Silberproduktions- bezirke. Der eine liegt im Gebiete der Städte Annaberg und Joachim s tal hoch oben im Gebirge, wo über 230 Personen auf 1 qkm wohnen. Der zweite, wichtigere Silberbezirk hat zum Mittelpunkte Freiberg an der Mulde. Zwecks Gewinnung der Erze hat man hier viele Schächte, Stollen, Teiche und Kanäle angelegt, die in ihrer Art muster- gültig und für viele Verwaltungen anderer deutscher und auch außerdeutscher Bergwerke vorbildlich geworden sind. Unter den zahlreichen Gruben ist die » Himmelfahrt «- Fundgrube die bedeutendste. Leider ist die Produktion von Jahr zu Jahr erheblich geringer geworden. Im Jahre 1893 belief sich das gesamte Ausbringen der 239 Betriebe, in denen etwa 3500 Personen beschäftigt wurden, auf 40 376 t; dagegen 1902 nur noch auf 23 000 t im Werte von 1,9 Mill. Mark gegen 9 Mill. Mark im Jahre 1880. Von 23 000 t Erzen waren etwa 12 000 t Silbererze. b) Andere Erze. Außer dem Silber werden besonders noch Blei-, Nickel-, Eisen-, Zinnerze gewonnen. Für das letztere Erz ist das Erzgebirge (Zinnwald) (Geising) die wichtigste Fundstelle in Deutschland. Neben diesen Erzen nehmen Kobalt- und Wismuterze eine beachtenswerte Stellung ein, ferner alle Arten von Spaten. In Gesellschaft der edlen Metalle werden auch noch Zier- und Schmucksteine gefunden, wie Serpentin, Topas, Achat, Jaspis und Amethyst. Auch der sonst sehr seltene Schmirgel wird gewonnen.

4. Das Deutsche Reich - S. 71

1905 - Berlin : Mittler
71 c) Steinkohlen. Der Bergbau auf Steinkohlen beschäftigt mehr als 2/3 aller sächsischen Bergarbeiter (in 28 Betrieben etwa 26 000 Arbeiter). Er wird hauptsächlich in 2 Bezirken betrieben. 1. Bezirk. Dieser liegt im erzgebirgischen Becken zwischen Werdau—zwickau—chemnitz. Er umfaßt ein Gebiet von 30 km Länge und 7 bis 13 km Breite. 2. Bezirk. Derselbe liegt im Plauenschen Grunde und hat eine Länge von 11, eine Breite von etwa 4 km und 5 abbau- würdige Flöze. Der Bergbau auf Steinkohlen weist im Gegensatze zur Erzgewinnung eine stete Zunahme auf. In beiden Bezirken wurden insgesamt im Jahre 1893 etwa 4 000 000 t im Werte von 40 Mill. Mark, im Jahre 1902 etwa 4 500 000 t im Werte von 53 Mill. Mark gefördert. d) Braunkohlen. Die Braunkohlengewinnung gruppiert sich vornehmlich um die Städte Borna, Grimma, Kamenz und Zittau.*) Das Ausbringen betrug im Jahre 1893 etwa 1 Mill. Tonnen im Werte von 2,5 Mill. Mark, im Jahre 1902 etwa l3/4 Mill. Tonnen im Werte von 4,5 Mill. Mark. In 92 Betrieben arbeiteten etwa 3500 Arbeiter. 2. Mit Industrie. Seitdem der Bergbau auf Erze im Ge- birge im Niedergang begriffen ist, hat sich die überaus zahlreiche Bergarbeiterbevölkerung der Industrie zugewandt. Besonders im westlichen Teile, in den Amtshauptmannschaften Schwarzenberg und Annaberg, hat sie die größte Ausdehnung angenommen. Einen bedeutenden Industriezweig bildet daselbst die a) Spielwarenfabrikation, die bis vor kurzem haupt- sächlich als Hausindustrie betrieben wurde. In etwa 1200 Be- trieben waren rund 3000 Personen tätig. Jedoch sind in den letzten Jahren überall Fabriken entstanden, die teilweise 25 bis 200 Arbeiter beschäftigen. Die Maschinen haben daher unter den Heimindustriellen der Holzspielwarenfabrikation sehr aufgeräumt. b) Die Spitzenklöppelei, die vor Jahrhunderten durch die Brabanterin Barbara Uttmann in Annaberg zuerst Eingang gefunden, ist gleichfalls sehr zurückgegangen. Die wichtigsten Erzeugnisse sind leinene, wollene, baumwollene und seidene Spitzen zur Verzierung von *) Borna, Grimma, Kamenz liegen allerdings schon im Flachlande ; Zittau liegt im Lausitzer Gebirge.

5. Das Deutsche Reich - S. 76

1905 - Berlin : Mittler
76 — Die beiden Glanzpunkte der sächsischen Industrie bilden: a) die Textil-, b) die Maschinenindustrie. a) Die Textilindustrie. Nach der letzten Gewerbezählung waren in Sachsen 267 000 Personen in diesem Erwerbszweige beschäftigt, d. h. 23 °/0 der Bevölkerung Sachsens gegenüber 10 °/0 im Reiche. Der Grund für diese hohe Ziffer liegt in der hier besonders stark be- triebenen Strickerei und Wirkerei. Die Hauptsitze der Textilindustrie sind: 1. Chemnitz (210 000). Es ist nicht nur die erste Industriestadt ihrer engeren Heimat, sondern es nimmt auch unter den gewerbreichen Plätzen des Reiches eine hervorragende Stelle ein. Zwar sind es nur verhältnismäßig wenige Zweige der In- dustrie, die es in seinen Mauern beherbergt, aber sie haben der Stadt ihr Hauptgepräge gegeben. Es sind besonders: die Spinnerei, Weberei, Wirkerei und der Maschinenbau. Daher führt Chemnitz auch den Namen »Sächsisches Manchester und Birmingham«. In der Herstellung gewirkter Stoffe, besonders gewirkter Strümpfe, nimmt es in Deutschland die erste Stelle ein. Nicht minder hervorragend ist die Chemnitzer Maschinen- fabrikation. Durch die Verfertigung von Spinnmaschinen und Lokomotiven hat Chemnitz Weltruf erlangt. In ursächlichem Zusammenhange mit der reichen Gewerbe- tätigkeit steht die Errichtung der höheren Gewerbeschule. 2. Reichenbach, Krimmitschau und Werdau. Sie bilden die Zentralplätze der sächsischen Vigognespinnerei und -weberei und beschäftigen viel tausend Arbeiter. 3. Meerane und Glauchau. Sie sind die Fabrikations- stätten wollener, halbwollener und seidener Kleiderstoffe. b) Maschinenindustrie. Die Hauptsitze dieser Industrie sind außer Chemnitz vor allem Zwickau, Freiberg und Großenhain. Zwickau (56000). Im Gegensatze zu Chemnitz haben sich hier die verschiedenartigsten Industriezweige entwickelt, von denen aber keiner von hervorragender Bedeutung ist. Die wichtigsten sind: die Herstellung von Farben, Lacken, Firnissen, Ton-, Glas- und Porzellanwaren sowie die Fabrikation von Maschinen und Chemikalien.

6. Das Deutsche Reich - S. 121

1905 - Berlin : Mittler
121 Deutschland Bedeutendes geleistet, besonders von den Städten Berlin, München, Nürnberg, Iserlohn, Leipzig und Dresden. 2. Textilindustrie. a) Wollindustrie. Das deutsche Wollgewerbe hatte schon im 13. Jahrhundert eine ge- wisse Selbständigkeit erlangt. Damals kam, ebenso wie es heute noch der Fall ist, die Schafwolle als Rohprodukt für die Wollverarbeitung in erster Linie in Betracht. Kaschmir-, Angora-, Alpaka- imd Lamawolle, wenn auch nicht ohne Bedeutung, treten der Schafwolle gegenüber in den Hintergrund. Im Gegensatz zu früherer Zeit muß heute die Wollindustrie ihren Bedarf, der sich jährlich auf etwa 180 bis 200 Mill. Kilo beläuft, zum größeren Teile im Auslande decken. Viele Millionen gehen in jedem Jahre für Schafwolle nach Australien, Süd- amerika und Südafrika. Ehe die Wolle zur Herstellung eines Yerbrauchsartikels ver- wendet werden kann, muß sie verschiedenartigen Bearbeitungen unterzogen werden. Es mögen hier nur drei Haupt zweige der Wollindustrie namhaft gemacht werden: die Wollbereitung, die Wollspinnerei und die Wollweberei. Für die Woll- bereitung (Wollwäscherei, -kämmerei) gibt es zahlreiche Be- triebe in Deutschland. Die größten unter ihnen, gleichsam Riesenbetriebe, von denen jeder mehr als 500 Personen be- schäftigt, befinden sich in Döhren (Bezirk Hannover), Harburg, Blumenthal (Bezirk Stade), Delmenhorst (Oldenburg), Mylau (Plauen) und Leipzig. Für Wollspinnerei und Woll- weberei, die meist in enger Verbindung stehen, kommen fol- gende Hauptbezirke in Betracht: 1. der brandenburgisch-niederschlesische, 2. der thüringisch-reußische, 3. der sächsische, 4. der bayerisch-oberfränkische, 5. der rheinisch-bergische, 6. der elsässische. Tuch- und Buckskinfabrikation blühen in Branden- burg (Kottbus, Luckenwalde), Schlesien (Görlitz, Sagan), im Rheinlande (Aachen, Eupen, Düren) und im Königreich Sachsen. Die stärkste und zugleich vielseitigste Wollwaren- erzeugung im Königreich Sachsen weist die Kreishauptmann- schaft Zwickau auf, welche in der Webeindustrie allein über 5000 Betriebe mit 25 000 Personen zählt. Die größten Spinne-

7. Das Deutsche Reich - S. 122

1905 - Berlin : Mittler
122 reien des Bezirks finden sich in Zwickau, Chemnitz, Harthau, Glauchau und Plauen. Greiz, Gera und die elsässischen Industriestädte Kolmar, Mülhausen, Gebweiler und andere sind sowohl für die Weberei wie die Spinnerei von größter Bedeutung. In der Teppich- weberei haben Berlin und Bremen größeren Ruf erlangt. Welche hohe wirtschaftliche Stellung die Wollindustrie im deutschen Erwerbsleben einnimmt, geht am deutlichsten aus ihrem Anteil an der Gesamtausfuhr des Deutschen Reiches hervor. Im Jahre 1902 belief sich die Ausfuhr an Wollwaren auf 267 Mill. Mark und stellte 5,5 °/0 von dem Gesamtwerte der Aus- fuhr dar. Dadurch trat das Wollgewerbe mit seiner Ausfuhr an die Spitze aller Erwerbszweige Deutschlands. An der Aufnahme der deutschen Ausfuhr waren in erster Linie beteiligt: Groß- britannien, die Schweiz, Dänemark, die Niederlande und Schweden. b) Baumwollindustrie. Die deutsche Baumwollindustrie beschäftigt etwa ein Drittel der in der Textilindustrie tätigen Personen. Es werden jährlich für mehr als Sl/2 Milliarden Mark Baumwollfabrikate angefertigt. Dadurch wird nicht nur der sehr bedeutende Inlandbedarf gedeckt, sondern es geht auch ein sehr beträchtlicher Teil ins Ausland. Die Baumwollwaren standen im Jahre 1902 unter den Warengattungen der Ausfuhr an zweiter Stelle und bildeten 5,4 °/0 unserer Gesamtausfuhr. Für die geographische Verbreitung der Baumwollindustrie kommen folgende Hauptbezirke in Betracht: a) der oberelsässische (Mülhausen, Kolmar), b) der württembergische (Reutlingen, Göppingen, Ravensburg), c) der Augsburger (Augsburg und Nachbarorte), d) der thüringisch-sächsische (Chemnitz, Zwickau, Annaberg, Plauen), e) der rheinisch-westfälische (Elberfeld, Barmen, München-Gladbach, Rheydt). Kleinere Bezirke finden sich in der Oberlausitz und in den Provinzen Schlesien, Brandenburg und Sachsen. In seinem Bedarf an Rohbaumwolle ist die deutsche Baumwollindustrie in fast bedenklichem Umfange von den Ver- einigten Staaten abhängig. Ein politischer oder wirtschaftlicher Konflikt mit der Union könnte daher für diesen Industriezweig von unberechenbaren Folgen sein. Im übrigen haben nur noch Ostindien und Ägypten einen größeren Anteil an unserer Ein-

8. Das Deutsche Reich - S. 123

1905 - Berlin : Mittler
— 123 fuhr. Der Baumwolleinfuhr des Jahres 1902 im Werte von 319,7 Mill. Mark stand eine Ausfuhr von Baumwoll- waren im Werte von 259,2 Mill. Mark gegenüber. c) Die Leinenindustrie. Das deutsche Leinengewerbe, das jahrhundertelang ein berühmtes Hausgewerbe und auch im Auslande seiner vorzüglichen Fabrikate wegen sehr geschätzt war, bildet sich heute mehr und mehr zu einer fabrik- mäßigen Großindustrie um. Im Zusammenhange damit steht eine be- ständige Abnahme des Flachs- und Hanfbaues in Deutschland, weshalb die Leinenindustrie gezwungen ist, über vier Fünftel ihres Bedarfes an Roh- stoffen (Flachs, Hanf, Werg) aus dem Auslande, namentlich aus Ruß- land, Österreich-Ungarn und Italien, zu beziehen. Die Leinenindustrie ist als Kleingewerbe über ganz Deutsch- land verbreitet. Für den Fabrikbetrieb haben folgende Gebiete besondere Bedeutung: 1. Westfalen (Bielefeld, Herford, Warendorf). 2. Lausitz (Zittau, Großschönau, Sorau). 3. Schlesien (Hirschberg, Waldenburg, Landeshut,Langen- bielau, Lauban). 4. Württemberg (Blaubeuren). Für die aus dem Auslande bezogenen Rohstoffe: Flachs, Hanf und Werg wurden (den Ausfuhrwert in Abzug gebracht) im Jahre 1902 rund 50 Mill. Mark ausgegeben. Der Einfuhr an Leinengarnen aus Belgien, Großbritannien und Österreich-Ungarn im Werte von 13,9 Mill. Mark stand eine Ausfuhr von 3,1 Mill. Mark gegenüber, so daß eine Mehreinfuhr von 10,8 Mill. Mark verbheb. Leinwand, Leinenzwillich und -drillich und ungefärbte Gewebe aus Jute und Manilahanf wurden für 5,1 Mill. Mark ein- und für 9,7 Mill. Mark ausgeführt. d) Die Juteindustrie, welche die Bastfasern einer in Ost- asien heimischen Gespinstpflanze (Kapselmuspflanze) zu Säcken, Packleinen, Gardinen, Plüschen und anderen Geweben ver- arbeitet, hat sich in Deutschland schnell zu bedeutendem Um- fange entwickelt. Aus den stark steigenden Zahlen der Rohstoff- einfuhr ist der Aufschwung dieses Industriezweiges zu ersehen. In dem Jahre 1900 litt er jedoch stark an den Folgen einer bedeutenden Überproduktion. Die starke Konkurrenz der in- dischen und schottischen Juteindustrie (Dundee), die beide unter wesentlich günstigeren Bedingungen (billigere Löhne und ge- schickteres Personal) als die deutsche arbeiten, verhindern es, daß die deutschen Jutefabrikate auf dem Weltmarkte größeren Absatz finden. Die Hauptsitze der Juteweberei sind Braun-

9. Das Deutsche Reich - S. 17

1905 - Berlin : Mittler
— 17 — Das Fichtelgebirge. (Landschaftliches.) Der größte Teil desselben setzt sich aus geschichtetem Granit und kristallinischen Schiefern zusammen. Ein Kiesengranit, der 1000 m hohe Schneeberg, bildet die höchste Erhebung; seine schroff abstürzenden, dicht bewaldeten Wände ragen majestätisch in die Luft. Ein fast beispiel- loser Keichtum an Gewässern und Quellen zeichnet das Fichtelgebirge vor andern Gebirgen aus. Nach den vier Haupthimmelsrichtungen entfließen diesem Saugbrunnen deutscher Flüsse Main, Naab, Eger und Saale. Welches sind die wichtigsten Erwerbszweige im Fichtel- gebirge? Gleich dem Bodenbau ist auch die Rindviehzucht wenig ertragreich; dagegen ist die Ziegenzucht sehr lohnend. Der Holzreichtum des Gebirges beschäftigt eine statt- liche Zahl der Bewohner als Fäller und Kohlenbrenner; auch geben Glasfabrikation, Flachsspinnerei und Weberei vielen Lohn und Brot. Während in früheren Zeiten die Bewohner Gold suchten und auch fanden, werden heute neben Eisen, Zinn, Alaun und Vitriol vornehmlich granitene Bausteine gewonnen. Am Nordfuße des Fichtelgebirges liegt in schöner, aber sehr rauher Gegend (bayerisches Sibirien genannt) die Fabrikstadt Hof, das bayerische Manchester. Die Ausfuhr von Baumwoll-, Woll- und Leinen- waren ist bedeutend. Große Färbereien, Teppich- druckereien,Maschinenfabriken, Chemikalien-, Zucker-, Zellulose- und Porzellanfabriken zeugen von reger in- dustrieller Tätigkeit, die es seiner günstigen Lage in der Senke zwischen dem Thüringer Walde und dem Fichtelgebirge und der Nähe des Zwickauer Kohlenlagers verdankt. Kulmbach, am Nordwestfuße, ist bekannt durch seine Bierbrauereien. Der Böhmerwald. 9 Geologisches und Landschaftliches. Der Böhmerwald ist wohl die älteste aller Bodenerhebungen Deutschlands. Die Urgesteinsmassen (Gneis, Granit und Glimmerschiefer), aus denen das Gebirge sich hauptsächlich zusammensetzt, sind verwittert, und ihre Trümmer füllen die tiefen Talmulden, die sich einst zwischen den Gebirgsrücken ausdehnten. Wolff—pflug, Wirtschaftsgeographie. I. 2

10. Das Deutsche Reich - S. 80

1905 - Berlin : Mittler
— 80 — Es besteht aus zwei gleichlaufenden Kämmen, zwischen denen ein schmales Längental eingebettet ist. Auf dem preußischen Kamm liegt die höchste Erhebung, die Schneekoppe (1605). Nach Norden senkt sich das Gebirge zum lieblichen Hirschberger Talkessel. 2. Der Glatzer Gebirgskessel. Es stellt ein in etwa 400 m Höhe liegendes rechteckiges Plateau dar, das von vielen hohen Randgebirgen umschlossen ist. 3. Das schlesische Hügelland. Gleich einem breiten Saume zieht es sich am Fuße der Sudeten hin. An mehreren Stellen ragen größere Berg- gruppen aus ihm hervor. So der Zobten bei Schweidnitz, die Striegauer Berge und die Landeskrone bei Görlitz. Womit beschäftigen sich die Bewohner der Sudeten und des schlesischen Hügellandes? a) Almwirtschaft. Der Reichtum an futterreichen Weiden hat hoch oben im Gebirge (besonders im Riesengebirge) ähnlich wie im Algäu, im Schwarzwalde und in den Yogesen zur sogenannten Almwirtschaft geführt. Man schätzt die Zahl aller Bauden des Riesengebirges auf 3000, den Reichtum an Rindern und Ziegen auf über 30 000 Stück. b) Industrie (im Gebirge). Die nächstwichtige Erwerbs- quelle bildet die Leinenindustrie. Sie steht in ursächlichem Zusammenhange mit dem weitverbreiteten Anbau des Flachses und der ziemlich dichten Besiedlung (175 auf 1 qkm) des Gebirges. Das Spinnen und Weben ist noch heute, wie in alten Zeiten, eine Hauptbeschäftigung der zahlreichen Bewohner. Im Hauptbezirke der Leinenindustrie, im Waldenburger Berg- lande, liegt daher ein Weberdorf neben dem andern. Manche von ihnen, wie Langenbielau und Peters- waldau, zählen gegen 20 000 Einwohner und ziehen sich meilenweit in den Gebirgstälern entlang. Großbetriebe (Flachsspinnereien) bestehen in Landeshut, Erdmannsdorf, Liebau ; Webereien namentlich in der Reichen- bacher Gegend, in Waldenburg, Landeshut und Hirschberg. (Im Hügellande). Da dasselbe sich durch große Fruchtbarkeit auszeichnet, so sind daselbst zahlreiche Städte zu größerer Entwicklung gelangt. Die bedeutendste ist
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